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Shanghai – der Big Apple Chinas

Die Luft ist schwül und feucht, als ich aus dem Flughafengebäude trete. Ich stehe in Pudong, Shanghais neuem Flughafen. Statt der 8 minütigen Fahrt im Transrapid, nehme ich den Shuttlebus, der mich über die nächtliche Autobahn ins 45 km entfernte Shanghai bringt. Die Autobahn ist leer. Anstatt einer simplen Straßenböschung, säumen die Autobahn gartenähnliche Anlagen. Und obwohl es schon fast 23 Uhr ist, arbeitet dort alle 300 Meter ein Gartner und versorgt die blühenden Büsche. Ich frage mich noch ob die Gärtner wohl gleich hinter den Böschungen leben, als mich die ersten Lichter der chinesischen Wirtschaftsmetropole erreichen. Führe der Bus nicht über eine dreistöckige Autobahnrampe in die 15 Millionenmetropole hinein, ich wähnte mich in einer beliebigen amerikanischen Großstadt. Das ändert sich kaum als wir nach recht kurzer Fahrt, durch den zäh fließenden Verkehr unser Hotel erreichen. Internationales Hotelniveau, perfektes Englisch beim check in. Bin ich wirklich in China, im Land der Mitte? Erstmal Schlafen, um morgen ganz früh China zu entdecken.

Der Concierge empfiehlt mir eine Blind-Man-Massage gleich um die Ecke. Draußen ist der Himmel diesig und die Sonne nur als matte Scheibe zu sehen. Ich entdecke den Massagesalon schnell. Etwas irritiert stelle ich fest, dass in dem großen Raum alle Liegen ohne Sichtschutz nebeneinander stehen. Doch freundlich werde ich von einem offensichtlich blindem Masseur begrüßt. „Massage?“ – Zögernd stottere ich „Shì, shì!“ Ich hoffe er versteht mein „Ja“, aber er spricht einige Brocken Englisch. Massiert wird ohne dass ich meine Kleidung ablege, und dennoch sehr kräftig und effektiv. 10 Minuten später fühle ich mich wie neugeboren. Der Masseur hat mir in den wenigen Minuten die gesamten Verspannungen des anstrengenden Fluges genommen. Ich besteige ein Taxi und lasse mich in die Innenstadt fahren. Der Yu Garten ist mein Ziel. Unglaublich. Mitten in der Millionenstadt ein echter Ort der Ruhe. Obwohl nun wirklich kein Geheimtipp, streife ich durch den kühlen Garten, und genieße die perfekte Harmonie chinesischer Gärten mit ihren Brücken, Pagoden und kleinen Laubengängen. Eine Teezeremonie rundet das Erlebnis ab, ich entscheide mich für eine Jasminrose, die kunstvoll ihre Blütenblätter in der Glaskanne entfaltet, als sie in das heiße Wasser geworfen wird. Nicht nur optisch ein Genuss.

Shanghai

Shanghai ©iStockphoto/VitalyEdush

Der Weg zum nahen Antikmarkt führt mich durch eines der letzten traditonellen Wohnviertel in Shanghais Mitte. Die zweigeschössigen Holzhäuser wirken wie aus einer anderen Zeit. Gut möglich das sie morgen schon nicht mehr da sind. So dicht drängen sich die vielgeschossigen Hochhäuser um sie her. Für den Antikmarkt bleibt nicht viel Zeit, ohnehin möchte ich keinen der wunderbaren Buddhastatuen auf meine Entdeckungsreise mitnehmen. Ich will noch zum Jadebuddha Tempel im Nordwesten der Stadt. Die Statuen wurden jeweils aus einem Block weißer Jade geschnitzt und sind atemberaubend.

Für den Abend bin ich mit Mitreisenden zu Essen verabredet, und sehr gespannt. Essen ist ein sehr wichtiger Teil der chinesischen Kultur. Und obwohl man gut auch an den vielen mobilen Garküchen kleine Leckereien für den Hunger zwischendurch bekommen kann, ist das gemeinsame Essen sehr wichtig. Wir entscheiden uns aus der Vielzahl der Restaurants für einen sogenannten „Hot Pot“. Der chinesische Feuertopf ist eine Art Fondue. Basis ist eine Brühe in verschiedenen Geschmackrichtungen, in der man Fleisch, Fisch und die exotischsten Gemüse garen kann. Herrliche Nudeln sind immer dabei.

Um den kulinarischen Abend noch mit einem Verdauungsspaziergang abzurunden teilen wir uns noch ein Taxi und wollen die Lichterpracht am Bund genießen. Der Waterbund liegt am Huangpu Fluss, und trennt die alten Viertel der Stadt von Pudong, dem Viertel mit den futuristischen Megatürmen der Neuzeit. Die koloniale Pracht erinnert wirklich an die Hochhäuser des frühen 20. Jahrhunderts in New York. Aber man begreift beim Blick über den Fluss, das Shanghai sich längst nicht mehr vergleichen muss. Wir wollen noch einen Drink in einer angesagten Bar nehmen. Den Tipp haben wir wieder vom Concierge. Und in welcher Reihenfolge man in die neun leuchtenden Vertiefungen am Eingang greifen muss um eingelassen zu werden. Ich fühle mich wie James Bond als die Schiebetür lautlos aufgleitet, und den Blick auf eine zweigeschossige Lounge aus Glas, Beton und einem Bambusgarten freigibt. Shanghai ist wirklich die vielgerühmte und widersprüchliche Megacity von der ich gehört hatte, und ich habe gerade erst angefangen sie zu entdecken.

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